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Über 63 Jahre „Just Jazz“ in Rotenburg

Unser Club wurde 1955 von sechs jungen Männern – die Hälfte davon waren noch Schüler – gegründet.

Als erstes Vereinslokal diente ein ehemaliger Vorratskeller eines Gemischtwarenhändlers unter einer Gaststätte, der von den Mitgliedern in unseren Jazzkeller umgestaltet wurde. Der Keller wurde etwas später von einem unserer Mitglieder, einem angehenden Grafiker, der auch ein hervorragender Pianist war, professionell ausgemalt.

Abbildungen dieses Kellers wurden im Mitteilungsblatt Nordwestdeutscher Jazzclubs veröffentlicht.

Der Club bemühte sich schon bald nach der Gründung, Jazzkonzerte zu veranstalten. Dazu wurden  Bands aus der näheren Umgebung, vorwiegend aus Hamburg, verpflichtet, wie Jailhouse Jazzmen, Old Merry Tale Jazzband, Abi Hübners Low Down Wizzards und andere. Aber der Club wagte sich auch daran, Bands wie Papa Bue’s Viking Jazzband, und die Dutch Swing College Band nach Rotenburg zu holen.

Ab 1962 wurden mit großem Erfolg Jazz-Band-Balls veranstaltet, teilweise mit zwei Bands, die im Wechsel jeweils eine Stunde spielten.

Natürlich wurde auch versucht, eine eigene Band auf die Beine zu stellen. Jedoch kamen die Aktivitäten als Trio oder Quartett über gelegentliche Auftritte an Clubabenden in unserem Jazzkeller nicht hinaus.

1966 mußte der Keller wegen eines Mieterwechsels geräumt werden, und die Aktivitäten schliefen ein. Erst 1977 wurde ein neuer Keller gefunden, der wiederum von unserem Grafiker und Pianisten ausgestaltet wurde. Dieser Keller war groß genug, Jazzbands auftreten zu lassen.

1985 waren wir gezwungen, auch diesen Keller wieder aufzugeben, und es gelang diesmal nicht, eine neue Bleibe zu finden. Seither veranstaltet der Club regelmäßig Jazzkonzerte – fünf bis sechs im Jahr – meist in einer Gaststätte in Rotenburg., die in einem alten Speicher gebaut wurde und ein geeignetes Ambiente bietet.

Bisher traten Bands mit traditioneller Stilrichtung auf, aber auch Blues – und Boogievirtuosen und gelegentlich  auch Gypsy – Swing Bands waren ab und an dabei. Für die Zukunft sollen auch andere Elemente hinzukommen, welche die Reichhaltigkeit der lebendigen, virtuosen und kreativen Musik bestätigen. Sei es Bebop, Modern Jazz, new Jazz, Latin Jazz, Jazz-Rock und andere neue Wege des Jazz.

Rotenburg bietet viele verschiedene Auftrittsmöglichkeiten. Der Rotenburger Jazzclub „Just Jazz“ von 1955 e.V. veranstaltet Konzerte im Heimathaus Rotenburg, im Stadtspeicher und auch im Mehrgenerationshaus in Waffensen. Bei bisher sehr bekannten und zugkräftigen Bands der alten Tradition, wie Barrelhouse Jazzband, Swinging Fireballs aus Bremen, Olivier Franc’s Tribute to Bechet Band oder der Dutch Swing College Band, stellte uns das hiesige Mercedes- Benz Autohaus ihren Ausstellungsraum, eine Glas-Rotunde mit hervorragender Akustik, zur Verfügung.

Seit 1996 ist der Club ein eingetragener Verein und freut sich über Menschen, die über ihre Freude am Jazz Mitglieder werden.

Aus dem Archiv der Rotenburger Rundschau:

Rotenburger Jazz-Club beging 50-jähriges Jubiläum mit Konzert im Heimatmuseum

Erklärtes Ziel: auch im nächsten Jahrhundert junge Leute begeistern

Sie wollten nur eins: Just Jazz. Vor 50 Jahren gründeten sechs junge Leute den Rotenburger Jazz-Club gleichen Namens, um Schallplatten zu hören und die neuesten Berichte aus dem Mutterland des Jazz auszutauschen. Das wurde im vollbesetzten Heimatmuseum mit einem Jubiläumskonzert gefeiert.

Die Organisatoren hatten sich bewusst dazu entschieden, die Veranstaltung in die Rotenburger Kulturwochen zu legen, denn: „Jazz ist ein Eckpfeiler der Kultur in Rotenburg“, stellt Vorsitzender Michael Wolff fest. „Ich bin überwältigt, wie viele Gäste gekommen sind“, freute er sich über ein volles Haus. Mit Happy Music (fröhlicher Musik) unterhielt die Dr. Jazz Companie aus Lübeck die Festgäste. Unterstützt wurden sie von dem bekannten Pianisten Jo Bohnsack. Ihr Programm war ein buntes Potpourri aus Dixieland, Swing, Blues und Soul. Festredner Hans-Harald Fitschen überbrachte die Grüße des Landkreises. Er selbst habe als Schüler Trompete und Klavier in einer Band gespielt. So habe er die Anfänge und die Entwicklung des Jazz in Deutschland hautnah miterlebt. Viele der Titel, die von den Jazzern aus Lübeck gespielt wurden, habe er gleich wiedererkannt. „Musik macht happy und hat immer Freude gemacht“, sagte er und überreichte Wolff einen Scheck für den Club. In seinem Grußwort verkündete Rotenburgs Bürgermeister Detlef Eichinger einige der gesellschaftlichen Highlights aus dem Gründungsjahr 1955: Der Fußball-Europapokal wurde eingeführt, Herbert von Karajan übernahm die Leitung der Berliner Philharmoniker und „Jenseits von Eden“ mit James Dean kam in die Kinos. „Außerdem wurde in Stade ein Junge geboren“, teilte er mit und meinte damit: „Ich habe im Gründungsjahr des Rotenburger Jazz-Clubs das Licht der Welt erblickt.“ In dem Jahr trafen sich sechs junge Rotenburger, um ihre Schallplatten zu hören. Prachtstück ihrer Sammlung: Eine unter Jazz-Freunden legendäre Aufnahme eines Benny-Goodman-Konzerts aus dem Jahr 1938. Anfang der 50-er Jahre kamen die ersten international bekannten Jazz-Größen wie Louis Armstrong, Duke Ellington, Oskar Peterson und viele mehr nach Deutschland. Horst Franz, Dieter Hartmann, Karl Dieter Rinn, Gerhard Schnittger, Klaus Unger und Enno Wohlberg hörten ihre Musik und besuchten die Konzerte. Am 6. Oktober 1955 gründeten sie den Rotenburger Jazz-Club. Als 1956 Günter und Peter Großmann zu den Jazz-Fans stießen, gestalteten sie den Keller unter der Rotenburger Stadtschänke zu ihrem Domizil um. Von da an nannten sie sich „Just Jazz“, denn sie wollten nur eines: Musik hören und auch machen. Enno Wohlberg brachte sein Schlagzeug mit zu den Treffen, Gerd Schnittger seine Trompete und Harry Meisner seine Gitarre. Später kam Günter Kruse dazu, der die Sessions auf dem Klavier begleitete. Kruse, damals noch Kunststudent, bemalte die Kellerwände mit Motiven aus den Anfängen des Jazz. Die Gruppe schmiedete einige Pläne, um den Jazz in der Region bekannt zu machen. Sie organisierte Konzerte in Rotenburg, Scheeßel und Verden. Dazu verpflichtete sie vornehmlich Bands aus Hamburg. Zum Premierenkonzert kam die Riverside Jazzband am 24. Februar 1957 nach Rotenburg und spielte in der damaligen Mittelschule Viele weitere Veranstaltungen dieser Art sollten folgen. Die Konzerte seien noch ein finanzielles Wagnis gewesen. „Zuschüsse aus irgendwelchen Kulturfonds bekamen wir nicht, oder wir wussten nicht, wie wir an solche Gelder kommen sollten“, heißt es dazu in der Jubiläumsbroschüre des Clubs. Dagegen erwiesen sich die Jazzbandballs im Saal des Lüneburger Hofes – auf dem heutigen Bürgersaalgelände – als völlig problemlos, denn sie waren immer gut besucht. Im Jahr 1966 kam das Aus für den Jazz-Club, denn er verlor sein Domzil. Der Laden, der sich darüber befand, wurde neu vermietet und der Keller zugeschüttet. Krampfhaft begaben sich die Clubmitglieder auf die Suche nach einem neuen Heim. Erst elf Jahre und etliche Besichtigungen sowie viele Absagen später wurden sie doch noch fündig. Frido Müller stellte dem Club im von ihm erworbenen Stück’schen Lagerhaus einen Jazz-Keller zur Verfügung. Mit Hilfe von Dr. Hans-Harald Fitschen wurde eine Satzung erarbeitet. Am 28. Dezember 1977 riefen Hermann und Rolf Gerken, Frido Müller, Joachim Peters, Walfried Richter, Gerd Schnittger und Dr. Christian Wohlberg den Jazz-Club wieder ins Leben. Diskutieren, Musikhören und -machen, sowie Konzerte organisieren wurden wieder Programm. Mit einem Konzert im Heimatmuseum wurde Anlässlich des 25. Jubiläums 1980 veranstalteten die Jazz-Freunde ein Konzert im Heimatmuseum. 1985 war die Stimmung wieder auf dem Nullpunkt angelangt. Frido Müller teilte der Mitgliederversammlung mit, dass der Keller amtlich vorgeschriebenen Parkplätzen weichen müsse. Alle Bemühungen, eine neue Bleibe zu finden, schlugen fehl. Trotzdem waren die Mitglieder dagegen, den Club aufzulösen. Von nun an wurden Konzerte im Beck’s Speicher veranstaltet. Zu den wöchentlichen Versammlungen trafen sich die Mitglieder in Andre’s Domshof. Im November 1995 wurde beschlossen, den Club in das Vereinsregister eintragen zu lassen. Unter dem Vorsitz von Gerd Schwiebert genehmigten die Mitglieder eine entsprechende Satzung und beantragten die Gemeinnützigkeit. Von jetzt an heißt der Verein Rotenburger Jazz-Club „Just Jazz“ von 1955 e.V. Zurzeit zählt der Club 59 Mitglieder. Seit April 2004 leitet Michael Wolff die Geschicke des Vereins. Erklärtes Ziel: junge Leute wieder für die Jazzmusik zu interessieren. Denn auch im nächsten Jahrhundert soll der Name „Just Jazz“ Programm bleiben.

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